Spektakuläre Flugschau in Wershofen

Von Stefan János Wágner

 

Jan Bodenheim ist die Stimme, die durch die Lautsprecher in Wershofen erklingt. Fachliche Erläuterung zur Flugschau
Jan Bodenheim ist die Stimme, die durch die Lautsprecher in Wershofen erklingt. Fachliche Erläuterung zur Flugschau

Das Flugplatzfest in der Nordeifel am zurückliegenden ersten Septemberwochenende war für rund 6.000 Interessierte ein Fest der Sinne. Gebannt reckten sich die Köpfe bei diversen Kunstflugdarbietungen gen Himmel. Jan Bodenheim, seines Zeichens Fluglehrer beim Wershofener Segelflugverein, erläuterte vom Turm des kleinen Eifelflugplatzes aus die spektakulär anmutenden Figuren wie Looping, Rolle oder Trudeln und informierte über die zu bestaunenden Fluggeräte unterschiedlicher Bauart am Himmel. Diese konnten auch am Boden stehend aus der Nähe in Augenschein genommen werden. Auf einer Strecke von einem Kilometer waren sie am Rande der Landepiste abgestellt. Nicht nur viele Dutzend angemeldete Flugzeuge waren an beiden Tagen gekommen, sondern weitere zwanzig Piloten auf der Durchreise von hier nach dort, denn auch sie wollten sich nicht entgehen lassen, was sich in Wershofen abspielte.  Das „Who is Who“ der Szene gab sich die Ehre.

Uli Schmitt mit Familie. Seine älteste Tochter Shannon (2. von rechts) will Pilotin werden
Uli Schmitt mit Familie. Seine älteste Tochter Shannon (2. von rechts) will Pilotin werden

Für die Flieger wurde eine Picknick-Zone eingerichtet, in der sie sich austauschen und Kontakte knüpfen konnten. Und so gab es manche interessante Geschichte zu hören. Tornado-Pilot Uli Schmitt, dessen Vater bereits Pilot war, ist ein Glückspilz. Zusammen mit seiner Frau Jenifer hat er drei bezaubernde Töchter.

 

Die Älteste, Shannon (16), ist sich sicher, dass es auch in der dritten Generation mit der Fliegerei in der Familie weitergehen wird: „Ich gehe zur Lufthansa. Falls das nicht klappt, habe ich einen Plan B: dann werde ich Hubschrauber- Pilotin bei der Bundespolizei!“. Die selbstbewusste junge Frau steht mit strahlenden Augen vor Papas Flugzeug, einem Stieglitz von Focke-Wulff, einem Doppeldecker mit Sternmotor, eines der meistfotografierten Flugzeuge beim Flugtag in Wershofen.

 

Kein Wunder. Das 1940 gebaute Flugzeug ist ein Hingucker. Ein Detail bleibt dem aufmerksamen Beobachter nicht verborgen. Da, wo einst am Leitwerk ein Hakenkreuz aufgemalt war, hat ein stilisierter Kranich seinen Platz gefunden. Der ehemals in Nörvenich stationierte Schmitt wurde nach zwanzig Jahren mit 41 Jahren in Pension geschickt. Die Bundeswehr entsandte ihn während seiner Berufspilotenzeit nach Kanada und in die USA, wo seine Mädels zur Welt kamen. Denen wurde die Fliegerei in die Wiege gelegt. Als Fluglehrer bildete er sieben Jahre in Saudi Arabien Öl-Scheichs in der Fliegerei aus. Die ganze Familie stets im Gepäck. Die Fliegerei ist seine Passion. Und die ganze Familie lebt sie mit.

 

Aus Trier angereist. Christian Werner mit seiner Cessna 120 in guter Begleitung.
Aus Trier angereist. Christian Werner mit seiner Cessna 120 in guter Begleitung.

 

Der Trierer Christian Werner fliegt eine Cessna 120, Baujahr 1946. In Amerika vor wenigen Jahren grundüberholt, erwarb er das vollverchromte Flugzeug günstig: „Ich musste sie einfach haben!“ In Deutschland ließe sich seine Cessna für das Doppelte verkaufen. Auch Flugzeuge können eine Wertanlage sein. Stolz posieren er und seine hübsche Begleiterin vor dem erst vor kurzem erworbenen Flugzeug.

 

Aus dem Schwarzwald nach Wershofen geflogen. Burkhard und Michaela Zach vor ihrem Kibitz
Aus dem Schwarzwald nach Wershofen geflogen. Burkhard und Michaela Zach vor ihrem Kibitz

Erst acht Jahre alt ist der Kibitz von Burkhard Zach aus dem Glottertal im Schwarzwald, der mit seiner Frau Michaela übers Wochenende nach Wershofen geflogen kam. Sein Doppeldecker ist als Ultraleicht-Flugzeug zugelassen. Das Schätzchen ist ein Hingucker. Der dunkelrote Anstrich und die Liebe zu den Details, wie das in Naturleder eingefasste Cockpit, sind auf Retro getrimmt. Es entsteht der Eindruck, einen Oldtimer von 1929 vor sich zu haben. Mit neuer Technik und einem zuverlässig vor sich hin schnurrenden Rotaxmotor. Zwei kleine goldene Engel zieren die Verstrebungen zwischen den Tragflächen. Allerliebst.

Die weiteste Anreise hatten George und Shery Acosta aus Northfield Minnesota in den Vereinigten Staaten. Der Airbus-Pilot fliegt in seiner Freizeit eine Cessna 195. Wie er vom Flugtag erfahren hat? „It was pure luck!“, reines Glück, wie er sagt. Im Forum der internationalen Cessna-Association hatte er eine Ankündigung zum Classic-Cessna-Treffen gelesen. Seinen Kroatien-Urlaub hatte er kurzerhand abgekürzt, um mit seiner Frau nach Wershofen zu kommen. Beide sind begeistert, so viele Piloten und Flugzeuge hier anzutreffen und freuten sich über die ausgesprochene Gastfreundschaft der deutschen Fliegerkameraden.

 

Jaap van Steinvoorn aus den Niederlanden sitzt seit 1954 regelmäßig am Steuerknüppel
Jaap van Steinvoorn aus den Niederlanden sitzt seit 1954 regelmäßig am Steuerknüppel

Der 74-jährige Holländer Jaap van Steinvoorn reiste mit einer Boeing Stearmann nach Wershofen an. Seit 1958 sitzt er im Cockpit und zeigt stolz seine Fluglizenz. Inzwischen haben sich 20.000 Flugstunden angesammelt. Ein Veteran. Bewundernswert. Und so gibt es viele Geschichten beim Flieger-Picknick zu hören. Die Piloten werden nicht müde, Fragen zu beantworten, freuen sich stolz über die neugierigen Blicke auf ihre fliegenden Schätze.

Das alte Krähe in Action
Das alte Krähe in Action

Manch ein Flugzeug hätte viele Geschichten zu erzählen, wenn es denn reden könnte. „The Storyteller“ so der Künstlername von Pilot Hans Nordsiek aus den Niederlanden, der die Geschichte seines altehrwürdigen Flugzeuges vor großem Publikum zum Besten gibt. Seine Boeing Stearman „Old Crow“ – alte Krähe – wurde ursprünglich in den USA als Militärflugzeug gebaut. Die neue Lackierung, schwarz mit goldener Verzierung, gibt viel mehr von der Seele des Flugzeugs preis, „dem Spirit“, wie Nordsiek erläutert.

 

Eine Viertelstunde Rundflug kostet mit dem Spritschlucker satte 130,- Euro. Durchaus angemessen, wenn man die hohen Wartungskosten berücksichtigt. Peter Dickhoff, Wirt des Wershofener Flugplatzrestaurants Thermik-Klause, wurde von seiner Frau Angie anlässlich des neunten Jahrestages des Heiratsantrages mit einem Gutschein für einen Rundflug beglückt. Erst Tränen vor Rührung, weil sein sehnlicher Wunsch in Erfüllung gehen würde, das Brummen des Sternmotors ganz aus der Nähe hören zu dürfen und sich den Wind im offenen Doppeldecker um die Ohren wehen zu lassen. Ein glückliches Strahlen dann, als er dem altehrwürdigen Flugzeug entsteigt.

 

Dieses besondere Vergnügen teilten am Wochenende etliche Flugbegeisterte in Wershofen. Eindrücke, die lange Zeit in der Erinnerung haften bleiben. Das Flugplatzfest ist Fliegen zum Anfassen. Zumindest ist es greifbar. Auch im Flugsimulator, den Heiko Stemmler mitgebracht hatte. Er betreibt in Kastellaun ein Vier-Sterne-Hotel. Seinen Profi-Simulator hat er selbst gebaut. Das Gerät steht sonst in seinem Hotel und kann auch dort von Gästen ausprobiert werden. In Wershofen standen die Leute Schlange. Nach Wershofen kam Stemmler aus Freude an der Sache. Und so geht es allen Akteuren. Sie möchten den Menschen von ihrem Hobby, von ihrem Sport, von ihrer Leidenschaft berichten. Zeigen, dass Fliegen greifbar ist. In Wershofen kann jeder während einer dreimonatigen Schnuppermitgliedschaft für sich erproben, ob die Segelfliegerei zur eigenen Passion werden könnte. Manch einer hat später noch die Motorfluglizenz erworben.

Auch für die Kleinen ein Erlebnis – hier beim Kinderschminken
Auch für die Kleinen ein Erlebnis – hier beim Kinderschminken

 

 

Eine Frau aus Jünkerath mit ihren drei Kindern schiebt einen Kinderwagen zum Hubschrauber- Landepatz. Der kleine Junge rennt vor. „Für die Kinder ist es toll hier,“ freut sich die Frau. Flohmarkt, Kinderschminken, Hüpfburg, Spielplatz und natürlich Hubschrauber und viele bunte, große und kleine Flugzeuge sind zu bestaunen

Die Cri Cri ist das kleinste zweimotorige Flugzeug der Welt
Die Cri Cri ist das kleinste zweimotorige Flugzeug der Welt

Auch eine Cri-Cri, das kleinste zweimotorisierte Flugzeug der Welt. Ein Eigenbau. Der Besitzer, Johann Knittel aus Kamp-Bornhofen am Rhein, ist mit seinen 76 Jahren der älteste Pilot der Wershofener Flugschau. Viele Helferinnen und Helfer organisierten das Fest. Ob als Parkplatzeinweiser, beim Kuchenverkauf, an den Bierwagen oder bei der Modellflugzeugausstellung. Christian Grau, Vorsitzender des SFG Wershofen zieht am Sonntagabend Bilanz: „Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Es kamen sehr, sehr viele Menschen aus der ganzen Region zu uns. Und ein Flugzeug sogar aus der Schweiz. Die Stimmung war gut. Bei den Gästen wie den eigenen Leuten. Das fördert das Miteinander und die Kameradschaft in unserem Verein.“

Auch Wehrführer Mario Kaspers von der freiwilligen Feuerwehr Wershofen ist zufrieden: „Die Stimmung war sehr entspannt. Ein tolles Fest, auch für uns!" Mit 22 Erwachsenen und 16 Jugendlichen war die Feuerwehr vor Ort. Fluglotse Stephan Servatius verzeichnete insgesamt 430 Starts und Landungen. Aus seiner Sicht verlief die Veranstaltung reibungslos und vorbildlich. Soviel Betrieb gab es am Wershofener Flugplatz lange nicht mehr.

 

Viele Hobbyfotografen und Profis steuerten bereits während der Veranstaltung ihre Fotos bei. Darunter viele Schnappschüsse und Impressionen. Diese wurden bereits während der Flugshow online gestellt. Und so kann das Erlebte noch eine Weile nachklingen.  

Aufnahmen von:

Stefan János Wágner  & Hartmut Haag

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